„Mein Kind hustet jetzt schon seit Wochen, das ist doch nicht normal, oder?“

Ich glaube das ist DER Spruch des Winters… Ob hinter dieser Frage nun die Sorge der Eltern steckt, dass ihr Kind vielleicht ein zu schwaches Immunsystem hat, oder ob sie denken, dass hinter dem Husten eine schwerere Erkrankung stecken könnte – der Husten nervt einfach ganz gewaltig. Und vielleicht hat die Kinderärztin ja doch noch ein Zaubermittel parat, das den Husten schwuppdiwupp beendet.

Was ist also „normal“, wie unterscheidet man Husten von Husten, und wann sollte man doch noch ausführlichere Untersuchungen oder Behandlungen durchführen?

Die Monatsschrift Kinderheilkunde hat dem Thema Husten im Dezember eine ganze Ausgabe gewidmet. Ich möchte hier einige der für dich interessantesten oder wichtigsten Aussagen zusammenfassen.

Zum Thema „normal“: Wusstest du, dass

  • auch gesunde Kinder durchschnittlich 10 Hustenepisoden am Tag haben
  • es ganz normal ist, wenn ein Kind 5-8x/Jahr einen Atemwegsinfekt hat, der 7-9 Tage (oder auch mal länger) dauert?

Es ist auch ganz normal, dass Kinder – gerade im Kindergartenalter – einen Infekt nach dem anderen bekommen. Wichtig ist hier die Beobachtung, ob es zwischenzeitlich eine Besserung gegeben hat, vielleicht sogar mehrere Tage ohne Husten.

Husten kann sehr viele unterschiedliche Ursachen haben. Und so unterscheidet sich auch der Klang des Hustens und die Möglichkeit, den Husten zu behandeln.

Wie finde ich nun heraus, ob mein Husten „nicht mehr normal“ ist?

Ich verwende hier das Wort „normal“, weil es so von vielen Eltern benutzt wird.

„Nicht mehr normal“ übersetze ich in meine Sprache so:

Husten, der weiter abgeklärt werden sollte. Also Husten, bei dem man noch einmal genauer hinterfragen sollte, woher er kommt, und wo man weiterführendere Untersuchungen machen sollte.

Um die Ursache für den Husten zu finden, sind für mich als Kinderärztin folgende Fragen besonders wichtig:

Seit wann hustet dein Kind und in welchen Situationen?

Wenn es ein Baby ist: von Geburt an? Bei größeren Kindern: seit wie vielen Tagen/Wochen?

Wie klingt der Husten?

Husten kann trocken klingen oder feucht/schleimig. Manchmal klingt Husten auch bellend oder man kann auch mal ein quietschendes/pfeifendes Geräusch hören.

Weitere Fragen wären

  • Hat dein Kind dabei andere Symptome wie Fieber, Schnupfen usw.?
  • Hat der Husten plötzlich angefangen (wenn beispielsweise ein Fremdkörper eingeatmet wird)?
  • Gibt es bekannte Allergien oder den Verdacht auf eine Allergie?
  • Wird in der Umgebung deines Kindes geraucht?

Wer sich nicht ganz sicher ist, dem ist mit einem Hustentagebuch sehr geholfen. Notiere einfach für ein paar Tage, wann dein Kind hustet, wie der Husten klingt und was dir dabei auffällt. So ein Tagebuch – oder auch mal eine Filmaufnahme des Hustens – kann beim nächsten Untersuchungstermin gute Dienste leisten.

Als Kinderärztin stelle ich Fragen wie die oben aufgeführten, und je nach Sitation noch andere Fragen mehr. Wenn ich dann bei der körperlichen Untersuchung die Atemwege abhöre, achte ich – grob vereinfacht – auf Folgendes:

  • höre ich Schleim, der in den Atemwegen rasselt (der Schleim kann zum Beispiel aus der Nase nach unten laufen oder in den Bronchien sitzen oder auch tiefer in der Lunge. Er kann von einem einfachen Schnupfen kommen, von einer Nebenhöhlenentzündung, einer Bronchitis, einer Lungenentzündung,…)
  • oder höre ich ein Giemen (das ist ein quietschendes/pfeifendes Geräusch, das mir anzeigt, dass die Atemwege verengt sind, wie zum Beispiel bei Asthma oder einer „spastischen“ Bronchitis)
  • oder ist das Atemgeräusch auf einer Seite schwächer als auf der anderen (wenn zum Beispiel ein Fremdkörper die Atemwege blockiert)
  • oder höre ich vielleicht „nichts“ (das bedeutet: ich höre keinen Schleim, kein Quietschen oder Pfeifen, sondern ein normales Atemgeräusch)

Es ist es dann meine Aufgabe zu unterscheiden, ob es sich – wie in den meisten Fällen – um einen einfachen Virusinfekt handelt oder ob eine Erkrankung dahinter steckt, die spezieller behandelt wird, bzw. bei der man weitere Untersuchungen anschließen muss.

Genauer hinschauen oder weitere Untersuchungen anschließen muss man beispielsweise bei

  • einem schleimig klingenden Husten, der – ohne Unterbrechung – über 8 Wochen anhält
  • Husten seit der Geburt, der auf eine angeborene Erkrankung hinweisen kann
  • dem Verdacht, dass ein Kind einen Fremdkörper eingeatmet hat
  • dem Verdacht, dass es sich um eine Allergie handeln könnte
  • dem Verdacht, dass es sich um eine andere chronische Erkrankung handeln könnte

Aber noch einmal – zur Beruhigung:

  • meistens ist es ein Virusinfekt, mit dem der Körper ganz alleine fertig werden kann
  • auch wenn es sich so anfühlt, als ob dein Kind seit Monaten nur hustet: meistens sind es einfach mehrere Infekte hintereinander, bei denen manchmal kaum auffällt, dass es in der Zeit dazwischen eine Besserung gegeben hat
  • ein Virusinfekt kann auch mal 3 Wochen anhalten
  • es gibt auch den sogenannten „postviralen Husten“: hier sind die Atemwege nach einem Infekt besonders empfindlich und reagieren auf Reize sehr schnell mit Husten, auch wenn der eigentliche Infekt schon vorbei ist. Dieser postvirale Husten kann mehrere Wochen anhalten, ist aber harmlos.

Das so weit zum Thema „normal“.

Und was machen wir jetzt mit dem Husten? Das liest du im nächsten Beitrag „Gibt es ein Zaubermittel gegen Husten“, denn das würde die Dimension dieses Artikels sprengen…

Bis dahin schreib mir doch mal von deinen Erfahrungen. Hattest du schon ernsthafte Sorge, weil dein Kind nicht aufgehört hat zu husten? Oder warst du einfach nur genervt und wolltest endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen?